Über Aufschieberitis-Epidemien, den „Morgen-fange-ich-an“-Mythos und warum dein Gehirn dich beim Prokrastinieren unterstützt

Minute 0-2: Gedanken-Sprint

Drei Gedanken zum prokrastinieren:

I.
Es gibt zwei Arten von Prokrastinierern:

  1. Die, die zugeben, dass sie aufschieben.
  2. Die, die behaupten, ‚unter Druck am besten zu arbeiten‘.

Mein Therapeut notiert „Pathologische Aufschieberitis mit akuter Vermeidungstendenz“ und fragt, ob ich den Termin für diese Sitzung auch dreimal verschoben habe.

II.
Prokrastination ist keine Frage der Zeitplanung, sondern der Emotionsregulation. Wir schieben nicht auf, weil wir faul sind, sondern weil wir negative Gefühle vermeiden wollen – Angst, Langeweile, Frustration.

Die Ironie: Indem wir kurzfristig unangenehme Gefühle vermeiden, erschaffen wir langfristig ein viel intensiveres Gefühlsdrama – den legendären 3-Uhr-morgens-Panik-Moment vor der Deadline.

III.
Der Prokrastinations-Teufelskreis 2025:
Du schiebst eine Aufgabe auf, weil sie schwierig erscheint.
Je länger du wartest, desto bedrohlicher wird sie.
Je bedrohlicher sie wird, desto mehr schiebst du sie auf.
Plötzlich ist es Sonntag, 23 Uhr, und deine Präsentation ist für Montag, 9 Uhr.
Du schwörst, nie wieder aufzuschieben.
Dienstag, 10 Uhr: Der Kreislauf beginnt von vorn.
Kommt dir nicht bekannt vor, oder? Dachte ich mir.

Minute 2-4: Wissens-Boost

I.
Tim Urban, Gründer von Wait But Why und TED-Speaker zum Thema Prokrastination:
In deinem Kopf gibt es einen rationalen Entscheider, einen Sofort-Belohnungs-Affen und einen Panik-Monster. Der Entscheider will produktiv sein, aber der Affe übernimmt die Kontrolle und klickt stundenlang durch YouTube. Erst wenn das Panik-Monster aufwacht – meist kurz vor der Deadline – flüchtet der Affe und der rationale Entscheider kann endlich arbeiten. Das Problem? Bei Aufgaben ohne klare Deadline wacht das Panik-Monster nie auf, und der Affe regiert für immer.

Quelle: Aus dem englischen übersetzt und zusammen gefasst aus  dem TED TALK von 2016  “Inside the Mind of a Master Procrastinator

II.
Forschungen der Prokrastinationsambulanz der Universität Münster deuten darauf hin, dass Prokrastination ein komplexes Problem der Selbststeuerung ist, das über einfaches Zeitmanagement hinausgeht. Ursachen können unrealistische Planung, Schwierigkeiten bei der Prioritätensetzung oder Versagensängste sein.

Quelle: Universtät Münster

Minute 4-5: Turbo-Taktik

Die „2-Minuten-Regel“: Nimm EINE aufgeschobene Aufgabe und wende die 2-Minuten-Regel an:

  • Wenn die Aufgabe weniger als 2 Minuten dauert: TUE SIE SOFORT
  • Wenn sie länger dauert: Starte mit einem 2-Minuten-Schritt

Das Geheimnis: Die schwerste Phase ist der Anfang. Einmal begonnen, werden die meisten Aufgaben tatsächlich weitergeführt.

Deine Mini-Challenge: Sammle in der kommenden Woche mehrere „2-Minuten-Siege“ – kleine, aufgeschobene Aufgaben, die du endlich erledigt hast, oder größere Projekte, die du mit einem 2-Minuten-Schritt begonnen hast. Die beeindruckendste Prokrastinations-Überwindung gewinnt mein „Anti-Prokrastinations-Notfall-Kit“ – ein System, das selbst den inneren Aufschieber von Berufs-Zögerern überlisten kann.

Bis nächste Woche (oder bis ich mich entscheide, diesen Newsletter doch noch auf morgen zu verschieben),

Maik Walch
Gründer von Future People Work LAB

P.S.: Die beste Zeit, mit dem Aufschieben aufzuhören, war vor zehn Jahren. Die zweitbeste Zeit ist jetzt. Die drittbeste ist gleich nach diesem YouTube-Video.


Bonus-Zeit: Dein nächster Hack

Danke fürs Lesen. Jeden Tag entscheiden sich mehr HRler und Führungskräfte, dabei zu sein. Du bekommst jede Woche

3 Gedanken
2 Wissensbooster
und 1 Turbo-Taktik. 

(Denn sind wir ehrlich: Deine Inbox ist vollgestopft mit Newslettern ohne Mehrwert)

So hast du mehr Zeit für die wirklich wichtigen Lebensfragen (wie „Wenn ich beim Prokrastinieren übers Prokastinieren nachdenke, bin ich dann produktiv?“). 


(Oder verschiebe es auf später – wie gewohnt)