„Mein Berater fragt nach meinem Ansatz zur Personalgewinnung. Ich antworte: Ich biete Gehaltserhöhungen an – das ist wie versuchen, einen Vulkan mit einem Eimer Wasser zu löschen.‘ Er notiert ‚Chronische Lösungsverweigerung mit Hang zur vulkanischen Selbstüberschätzung‘ und schlägt vor, ich solle doch Geologe zu werden.“

Personalgewinnung klingt für dich wie ein weiteres HR-Buzzword? Du sollst plötzlich „agil“ und „kandidatenzentriert“ rekrutieren – während dein Posteingang mit Bewerbungen überquillt und die Führungskräfte täglich nach dem Status ihrer Vakanzen fragen? Willkommen im Club der chronischen Talentsucher.

Dieser wissenschaftlich fundierte Guide zeigt dir, wie Personalgewinnung in der Praxis funktioniert – ohne HR-Berater-Geschwurbel und LinkedIn-Weisheiten.

Worauf kannst du dich freuen?

  • Was Personalgewinnung wirklich bedeutet – Ohne HR-Buzzwords und Recruiting-Floskeln
  • Die größten Stolperfallen im Rekrutierungsprozess (und wie du sie vermeidest) – von Reaktionszeiten bis Kandidatenkommunikation
  • Ein vierstufiger Prozess zur systematischen Gewinnung von Leistungsträgern
  • Wie du wirklich Top-Talente für dein Unternehmen gewinnst – ohne sie im Prozess zu verlieren

Was das Beste ist?

Kein HR-Berater-Geschwurbel, sondern harte Wahrheiten mit einer Prise schwarzem Humor.

Warum Personalgewinnung der entscheidende Faktor ist

Laut einer Studie von StepStone mit 28.000 Teilnehmern ist für ganze 85% der Jobinteressenten ein bewerbungsfreundlicher Prozess ausschlaggebend bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen. Ein schlechter Personalgewinnungsprozess ist der Todeskuss für deine Arbeitgeberattraktivität.

Die Realität sieht aber anders aus:

  • Bewerbende warten wochenlang auf Rückmeldungen
  • Unternehmen kommunizieren nicht transparent über die nächsten Schritte
  • Personalverantwortliche sind telefonisch nicht erreichbar
  • Gesprächstermine werden kurzfristig verschoben

All das sendet ein fatales Signal: „Uns ist deine Zeit nicht wichtig.“ Und so steigen die besten Talente frühzeitig aus deinem Personalgewinnungsprozess aus.

Die Wahrheit über Leistungsträger

Personalexperte Thomas Friederichs, ehemaliger Bundeswehroffizier und Fachbuchautor, hat einen entscheidenden Punkt erkannt: Leistungsträger sind keine Bewerber im klassischen Sinne.

„Leistungsträger sind beruflich erfolgreich und fast immer in einer guten Position in einem guten Unternehmen beschäftigt. Ganz bestimmt werden sie dort wertgeschätzt.“

Diese High-Performer haben kein sogenanntes „Weg-Motiv“ – sie müssen ihr aktuelles Unternehmen nicht verlassen. Was sie jedoch haben, ist ein unterschwelliges „Hin-Motiv“ – eine grundsätzliche Offenheit für berufliche Verbesserungen.

Was bedeutet das für deine Personalgewinnung?

Du musst besser sein als der aktuelle Arbeitgeber deiner Wunschkandidaten – und besser als jeder andere, der um sie wirbt. Denn es sind genau diese Leistungsträger, die den Unterschied machen:

  • Sie entwickeln die innovativeren Produkte
  • Sie finden die kreativeren Marketinglösungen
  • Sie führen ihre Teams zu Höchstleistungen
  • Sie ziehen durch ihre Strahlkraft weitere Top-Talente an

Der optimale Prozess zur Personalgewinnung

Schritt 1: Eingehende Bewerbungen prüfen und sofort reagieren

„Damit Sie die gewünschten Leistungsträger im Spiel halten und sie am Ende für Ihr Unternehmen gewinnen, muss der Prozess sinnvoll strukturiert werden. Zwei kritische Aspekte ziehen sich durch den gesamten Prozess: Zeit und Wertschätzung,“ erklärt Thomas Friederichs.

So gehst du vor:

  1. Empfangsbestätigung sofort senden – informiere den Kandidaten über die nächsten Schritte und sage konkret, wann er mit Feedback rechnen kann (maximal zwei Wochen!)
  2. Zügig die Unterlagen prüfen – innerhalb weniger Tage, nicht Wochen
  3. Schnell und klar kommunizieren:
    • Bei Nicht-Passung: höflich absagen
    • Bei positiver Tendenz mit Zweifeln: telefonisches Vor-Interview vereinbaren
    • Bei eher negativer Tendenz: Zwischenbescheid mit konkretem Zeitrahmen senden

Lange Reaktionszeiten haben fatale Folgen:

  • Die Motivation des Kandidaten sinkt mit jedem Tag
  • Nachfragen erzeugen unangenehme Situationen
  • Dein Unternehmen wird als langsam und unorganisiert wahrgenommen

Schritt 2: Auf spontane Kandidatenanrufe vorbereitet sein

Leistungsträger ergreifen oft selbst die Initiative. Sie rufen an, bevor sie sich die Mühe machen, eine Bewerbung zu schreiben. Diesen Moment darfst du nicht verschenken!

So meisterst du spontane Anrufe:

  1. Telefonische Erreichbarkeit sicherstellen – auch außerhalb der Kernarbeitszeiten, damit Kandidaten ungestört sprechen können
  2. Vorbereitet sein – nimm dir Zeit und antworte kompetent auf alle Fragen
  3. Die Chance nutzen – führe direkt ein telefonisches Vor-Interview und kläre die wichtigsten beidseitigen Fragen
  4. Gemeinsam entscheiden – besprecht, ob eine formelle Bewerbung sinnvoll erscheint

Praxis-Tipp: Google-CEO Sundar Pichai ist bekannt dafür, persönlich Rückrufe bei vielversprechenden Kandidaten zu tätigen, selbst wenn diese sich noch in frühen Phasen des Bewerbungsprozesses befinden. Diese Wertschätzung sorgt für außergewöhnlich hohe Annahmequoten.

Reaktionszeit

Wahrscheinlicher Effekt auf Leistungsträger

Sofort bis 24h

Begeisterung, hohes Interesse

2-3 Tage

Neutrales Interesse

1 Woche

Gesunkenes Interesse, sucht Alternativen

2+ Wochen

Interesse verloren, mentaler Abschluss

Schritt 3: Mögliche Hindernisse erkennen und adressieren

Bevor du einen Kandidaten zu einem Vorstellungsgespräch einlädst, solltest du mögliche Hindernisse identifizieren – sowohl aus deiner als auch aus Kandidatensicht.

Potenzielle Hindernisse auf Unternehmensseite:

  • Gehaltsvorstellungen liegen deutlich über Budget
  • Umzugsunwilligkeit bei notwendigem Standortwechsel
  • Unzureichende Sprachkenntnisse
  • Zu wenig Branchenerfahrung oder Fachwissen
  • Unprofessionelles Auftreten im Telefonat

Potenzielle Hindernisse auf Kandidatenseite:

  • Position ist kein Karrierefortschritt, sondern nur ein Seitenschritt
  • Gebotenes Gehalt stellt keine Verbesserung dar
  • Berichtsstruktur oder Verantwortungsbereich passen nicht
  • Deine Erwartungen wirken unrealistisch
  • Du wirkst nicht auskunftsfreudig oder zeigst mangelnde Wertschätzung

Erkenne frühzeitig No-Gos und kommuniziere sie offen – das spart beiden Seiten Zeit und Frustration.

Schritt 4: Das weitere Vorgehen strukturieren

Nach dem erfolgreichen Vor-Interview und der Klärung potenzieller Hindernisse ist es Zeit für das persönliche Vorstellungsgespräch. Dieses sollte innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen nach dem Erstkontakt stattfinden.

Merke: Time kills all deals! Je länger ein Kandidat ohne Kontakt ist, desto weiter entfernt er sich von deinem Projekt, da seine Motivationskurve abflacht.

So behältst du den Schwung bei:

  1. Kläre am Ende jedes Gesprächs die nächsten Schritte
  2. Halte Terminzusagen penibel ein
  3. Kommuniziere Verzögerungen proaktiv mit einer neuen, verbindlichen Zusage
  4. Verkürze den gesamten Prozess auf das Notwendige

Warum schnelle Reaktionszeiten entscheidend sind

Der durchschnittliche Top-Kandidat ist nur 10 Tage aktiv auf dem Arbeitsmarkt, bevor er ein Angebot annimmt. Wenn dein Personalgewinnungsprozess länger dauert, verlierst du systematisch die besten Talente an schnellere Wettbewerber.

Apple-Gründer Steve Jobs sagte einst: „A-Spieler heuern A-Spieler an. B-Spieler heuern C-Spieler an.“ Wenn du zu langsam bist, bleiben dir nur die B- und C-Spieler – mit fatalen Folgen für deine Unternehmensleistung.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:

  • Top-Performer sind bis zu 400% produktiver als Durchschnittsperformer (McKinsey)
  • Die besten 5% der Mitarbeiter generieren 26% des Outputs (Harvard Business Review)
  • Teams mit einem Leistungsträger steigern ihre Gesamtproduktivität um 15% (Gallup)

Praxis-Beispiel: Der ehemalige Netflix-Personalchef Patty McCord etablierte einen Rekrutierungsprozess, bei dem Bewerbende nach jedem Gespräch noch am selben Tag Feedback erhielten. Diese Wertschätzung sorgte dafür, dass selbst abgelehnte Kandidaten dem Unternehmen positiv verbunden blieben und es weiterempfahlen.

FAQ zur Personalgewinnung

Wie lange sollte der optimale Personalgewinnungsprozess dauern?

Von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Vertragsangebot idealerweise nicht länger als 2-4 Wochen. Für Leistungsträger gilt: je schneller, desto besser. Führungspositionen können etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, sollten aber 6 Wochen nicht überschreiten.

Wie kann ich meinen Personalgewinnungsprozess beschleunigen?

Standardisiere administrative Aufgaben, plane Gesprächstermine vorab, nutze Kalender-Blocking für Interviews, führe Vor-Interviews telefonisch durch und informiere Führungskräfte über die Bedeutung schneller Feedback-Schleifen.

Welche Rolle spielt die Kommunikation in der Personalgewinnung?

Eine entscheidende. 85% der Kandidaten bewerten Transparenz und klare Kommunikation als ausschlaggebend für ihre Entscheidung. Informiere über jeden Schritt im Prozess, halte Zeitversprechen ein und kommuniziere proaktiv bei Verzögerungen.

Wie erkenne ich Leistungsträger im Bewerbungsprozess?

Leistungsträger stellen tiefgehende Fragen über Unternehmensstrategien, zeigen Eigeninitiative im Prozess, können ihre Erfolge mit konkreten Zahlen belegen und interessieren sich für Entwicklungsmöglichkeiten mehr als für Sicherheitsaspekte.

Was tun, wenn der Wunschkandidat mehrere Angebote hat?

Beschleunige deinen Prozess, betone die einzigartigen Entwicklungsmöglichkeiten in deinem Unternehmen, stelle persönliche Verbindungen zum zukünftigen Team her und sorge für einen persönlichen Kontakt auf Führungsebene, um Wertschätzung zu signalisieren.

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P.S.: Wenn zwischen deinen Bewerbungsgesprächen so viel Zeit vergeht, dass sich die Kandidaten an deinen Namen nicht mehr erinnern können – entspann dich. Es gibt einen besseren Weg. Du weißt, wo du ihn findest.

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