Für Politiker und Prominente sind kritische Fragen von Journalisten ein fester Bestandteil von Interviews.
Einige Beispiele:
Der Spiegel im Gespräch mit dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer: „War es ein Fehler, Homestorys zu machen, obwohl Sie doch wussten, dass Ihr Privatleben nicht dem Familienbild des CSU-Grundsatzprogramms entsprach?“[1] oder zu Gerhard Cromme, seinerzeit Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp und Siemens in dem Interview zur Wahl von Heinrich Hiesinger als neuem ThyssenKrupp Vorstand [2].: „Zunächst gab es einen gehörigen Aufschrei über Ihr dreistes Vorgehen.“ Peer Steinbrück sah sich im Wahlkampf gar mit einer nach seinen Worten „tödlichen Frage“ konfrontiert: „Fühlen Sie sich als Bundeskanzler unterbezahlt?“ [3]
Zu den rhetorischen Kniffen gehört es auch, Gesprächspartner durch ungeordnete Fragen zu verwirren, unfaire Angriffe zu starten oder beliebte Killerphrasen zu platzieren, etwa: „Die nötigen Mittel bekommen wir nie!“ oder „Das klappt sowieso nicht!”
Jeder wünscht sich, in solchen Situationen eine schnelle und schlagfertige Antwort parat zu haben. Einige Trainer empfehlen, einfach mit einem Nonsens-Reim zu antworten. „Mit der Sonne im Rücken ist eben gut Kirschen pflücken“, könnte solch eine entspannt-lockere Antwort lauten. Oder Kritik am Übermaß an Überstunden ließe sich, wenn auch ein wenig zynisch, folgendermaßen kommentieren: „Wer abends ruht, ist morgens gut.“ Spiegel-Online erklärt uns dazu in der Rubrik ‚Büropsychologie’, dass wir gereimte Aussagen generell für wahr halten.
Andere Trainer und Autoren empfehlen, doch mal „ordentlich auf die Pauke“ zu hauen. In einem Fallbeispiel wird dann die Reaktion einer Sekretärin beschrieben, die mit der Handschrift des neuen Chefs nicht klarkommt. Als der Chef darauf sagt „Ich gebe Ihnen vier Monate Zeit, meine Schrift … zu entziffern.“, lautet die vermeintlich richtige Antwort: „Ich gebe Ihnen zwei Wochen, so zu schreiben, dass ich’s lesen kann.“ Wer über Erfahrung aus der Arbeitswelt verfügt, kann bestätigen, dass solch eine Antwort durchaus viele Chefs zum Schmunzeln und Nachgeben bringen kann. Oder sollte die Sekretärin in unserem Beispiel vielleicht doch besser einen „Plan B“ für Ihre weitere Karriere entwickeln?
Winston Churchill (C) wird folgender Dialog mit Lady Astor (A) zugeschrieben: A: „Wenn Sie mein Ehemann wären, würde ich Ihren Tee vergiften.“ C: „Madam, wenn Sie meine Frau wären, würde ich ihn trinken.” (“If you were my husband, I’d poison your tea.” “Madam, if you were my wife, I’d drink it!”) Bravo – solch eine Schlagfertigkeit wünscht sich jeder von uns: Scharfzüngig den Gegner erledigen, den Beifall der Anwesenden einheimsen, Sieger sein.
Fürs Büro gibt es dann beispielsweise folgenden Tipp: 18 Uhr, der Chef blickt kritisch auf seine Uhr und sagt zu seinem Mitarbeiter, „Ach, Sie wollen schon gehen?” Der antwortet: „Ja, ich versuche mich an meinen Arbeitsvertrag zu halten.” Doch bedenken Sie dabei bitte: Schlagfertigkeit gegenüber Vorgesetzten muss man sich leisten können! Der Chef sollte auch schmunzeln können, sonst fällt die negative Reaktion Ihres Chefs auf Sie selbst zurück. Lady Astor und Winston Churchill wurden keine Freunde.
[1] Der Spiegel, 50/2013, S. 28
[2] Der Spiegel, 19/2010, S. 79
[3] Die Welt, 3.1.2013, S. 5