2.6 Sechstes Prinzip: Konstruktiv handeln und fühlen

Wirksame Menschen sind „resilient“. Resilienz beschreibt die erlernbare Fähigkeit, die Herausforderungen des Lebens und des Arbeitsalltags zu meistern und daran zu wachsen. Die „Flugbahn“ unseres beruflichen wie auch privaten Lebens wird also weniger durch die unseren Weg kreuzenden Ereignisse vorherbestimmt, als vielmehr durch uns selbst – und dadurch, wie wir mit diesen Ereignissen umgehen.

Die US-amerikanischen Psychologen und Resilienzforscher Karen Reivich und Andrew Shatté beschreiben eine Reihe von persönlichen Einstellungen und Haltungen, die bei wirksamen Menschen regelmäßig anzutreffen sind. [5] Daraus abgeleitet einige Aufgaben: 

Durchdenken Sie folgende Leitfragen und notieren Sie Ihre Ergebnisse schriftlich:

  1. Handeln und denken Sie optimistisch und lösungsorientiert? Wirksame Menschen denken und fühlen positiv und konstruktiv. Sie orientieren sich nicht an Problemen und Schwierigkeiten, sondern an Chancen und Möglichkeiten: „Welche Chancen stecken gerade in diesem Problem, und wie lässt sich daraus eine produktive Gelegenheit machen? Was kann ich hier noch lernen?“
  2. „Das, was ist, ist.“ Akzeptieren Sie diese Aussage für sich? Leben im Konjunktiv oder permanentes Jammern über verschüttete Milch hemmt Sie in Ihrer Wirksamkeit. Bemühen Sie sich „Ja“ zu sagen, zu dem was ist? Wenn Sie z. B. im Stau stehen, dann ist das ein Stau. Nicht mehr und nicht weniger. Machen Sie das Beste daraus. 
  3. Fühlen Sie sich in der Opferrolle? Oder übernehmen Sie soweit wie irgend möglich Verantwortung für das von Ihnen beeinflussbare Heute und Morgen? Resiliente Menschen agieren aus einer „Macher-Perspektive“ heraus. Sie konzentrieren sich darauf, was sie aktiv gestalten können, statt ihr Schicksal zu bejammern. In ihrer emotionalen Ausgeglichenheit und mentalen Stärke sind sie weitgehend unabhängig von anderen Menschen, äußeren Situationen oder gar „hilfreichen Rittern, herbeieilend auf schneeweißen Pferden“. Auf der Basis ihres eigenen Sinn- und Werteverständnisses und einer wohlverstandenen „freundschaftlichen Beziehung zum eigenen Körper“ sorgen sie selbst für Ausgewogenheit. 

Wer im Stau steht, möge sich beispielsweise im „inneren Dialog“ üben:  „Ok, ich stehe im Stau (Das, was ist, ist). Indem ich Auto fahre und heute hier auf der A4, Kölner Ring unterwegs bin, habe ich den Stau schon ‚mit eingekauft’ – Staus gehören sozusagen dazu. Was kann ich in dieser Situation lernen? Ich kann z. B. den Stau als Trainingseinheit für mich bewerten: Ich lerne Geduld, ich kann über den kommenden Tag nachdenken, ich kann endlich das neue Album meiner Lieblingsband hören oder (via Freisprecheinrichtung) mit einem Freund telefonieren.“ 

Formulieren Sie anschließend für Sie passende Maßnahmen und Verhaltensweisen, die dem Prinzip „Konstruktiv handeln und fühlen“ dienlich sind. Z. B.: „Ich bewerte für mich herausfordernde Projekteinsätze ab sofort als Trainingseinheit, anhand derer ich lerne und noch besser werde. Strömen zu viele Projekte auf mich ein, dann sorge ich dafür, dass einzelne Projekte zeitlich verschoben werden. Ich mache den Mund auf und erdulde nicht mehr.“

Wenn Sie diese Arbeitsschritte erfüllt haben, sollten Sie Ihre Maßnahmen und Verhaltensweisen, die Sie für jedes der sechs Prinzipien angelegt haben, nebeneinander legen. Schauen Sie nun, wo sich eventuell Überschneidungen ergeben, die Sie vermeiden können. Zuletzt sollte eine überschaubare Zahl logisch aufeinander abgestimmter Maßnahmen und Verhaltensweisen übrig bleiben, die Sie im privaten und/oder beruflichen Alltag sinnvoll und zielorientiert umsetzen können. 

Wenn Sie mit diesem Ergebnis zufrieden sind, werden Sie in der konkreten Umsetzung schnell erste Erfolge erzielen. Davon werden Sie und Ihr persönliches Umfeld direkt profitieren. Mit Blick auf die sechs Prinzipien (siehe erste Skizze) wird es Ihnen automatisch gelingen, sich immer stärker in Richtung Ihres Jahresziels zu entwickeln. Sie werden effektiver und effizienter arbeiten und führen, werden wirkungsvoller sein und zugleich mehr Zeit für andere Dinge zur Verfügung haben.   


[5] Vgl. K. Reivich/P.D. Andrew Shatte, The Resilience Factor 2003. Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Ressourcenförderung in Zeiten ständigen Wandels, 2. Aufl. 2013.