2.6 Die Bindungsmaßnahmen auswählen

Wählen Sie für die zuvor identifizierten Mitarbeiter der Fokuszielgruppe individualisierte Bindungsmaßnahmen aus. Beachten Sie, dass sich die Mitarbeiter in unterschiedlichen Lebenssituationen befinden und jeweils individuelle Bedürfnisstrukturen aufweisen. Wählen Sie Bindungsinstrumente aus, die die Bedürfnisstrukturen des jeweiligen Mitarbeiters ansprechen, denn nur diese Maßnahmen binden tatsächlich.

Erfragen Sie in regelmäßigen Mitarbeitergesprächen die konkreten Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter. Erörtern Sie, in welcher privaten Situation sich der Mitarbeiter aktuell befindet und welche Pläne er hat. Gehen Sie auf die aktuelle berufliche Situation ein, indem Sie mit ihm seinen Aufgabenbereich, das Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen sowie weitere Arbeitsbedingungen (Entgelt, Arbeitszeiten, Ressourcenausstattung usw.) besprechen. Fragen Sie ihn, wie zufrieden er mit der aktuellen Situation ist und was sich aus seiner Sicht ggf. ändern müsste, damit sich seine Arbeitszufriedenheit erhöht. Diskutieren Sie seine kurz-, mittel- und langfristigen beruflichen Ziele. Erörtern Sie gemeinsam, was zu tun wäre, um diese Ziele im Unternehmen zu erreichen. Legen Sie hier die strategische Ausrichtung des Unternehmens bzw. des Geschäftsbereichs zugrunde, um auf dieser Basis Perspektiven und Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen. 

Leiten Sie im Anschluss gemeinsam passende Bindungsinstrumente ab. Folgende Instrumente dienen Ihnen als Anregung:

  • Entlohnung: marktgerechte Entlohnung, Gehaltserhöhungen
  • Zusatzleistungen: variable Vergütungsbestandteile, Bonus, Erfolgsbeteiligung Firmenwagen, betriebliche Altersversorgung
  • Statussymbole: Firmenwagen, Mobiltelefon, Parkplatz, Auszeichnungen
  • Aufgabenspektrum und Karriere: Beschäftigungssicherheit, Weiterbildungsangebote, Erweiterung und Veränderung des Aufgabenbereichs, Übernahme von Verantwortung und Erhöhung von Entscheidungsspielräumen, Aufstiegsmöglichkeiten, mehr Ressourcen (Budget, Mitarbeiter)
  • Führung: mehr Wertschätzung, Erhöhung von Mitbestimmung und Partizipation
  • Work-Life-Balance: Flexibilisierung der Arbeitszeit, Sabbaticals, Reduzierung der Arbeitslast, Betreuungsmöglichkeit von Angehörigen (beispielsweise Eltern oder Kinder)
  • Gesundheit: Sport- und Fitnessangebote, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung

Achten Sie bei der Auswahl der Instrumente darauf, dass sie neben den aktuellen – wenn möglich – auch die zukünftigen Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllen. Weiterhin müssen Sie beachten, dass die ausgewählten Instrumente für Ihr Unternehmen umsetzbar sein sollten. Bei der Frage nach dem Umfang und der Intensität der Bindungsmaßnahmen helfen Ihnen die Ergebnisse der Standortbestimmung aus Schritt eins. Was wurde dort an nötigen Bindungsmaßnahmen bereits offenkundig? Welche Schwachstellen wies das Unternehmen bei der Arbeitszufriedenheit auf? 

Entscheidend für den Erfolg dieses Schrittes ist es, dass Sie die richtigen Bindungsinstrumente auswählen und umsetzen, da jeder Mitarbeiter individuelle Bedürfnisse hat. Führen Sie – wie zuvor bereits empfohlen – regelmäßig eine neue Standortbestimmung durch. Vergleichen Sie die neuen Quoten und Ergebnisse mit den vorherigen, um zu sehen, ob Ihre Bindungsmaßnahmen greifen und die Arbeitszufriedenheit Ihrer Mitarbeiter steigt. Zeigen die gewählten Bindungsmaßnahmen nicht die erwünschte Wirkung, können Sie die vorherigen Schritte wiederholen, um etwaige Fehlerquellen zu überprüfen und zu beheben.

Diese Methode haben Sie erfolgreich abgeschlossen, wenn Sie die richtigen Instrumente gefunden und umgesetzt haben, um Ihre wichtigsten Mitarbeiter gegen Abwerbung zu immunisieren. Sie konnten so die Fokuszielgruppe erfolgreich an Ihr Unternehmen binden und vermeiden, dass wichtige Leistungs- und Positionsträger abgeworben werden.