2.5 a Situativen Reifegrad richtig einschätzen

Abschließend geht es darum, was Sie tun können, um bei der Übergabe einer Aufgabe, den Reifegrad Ihres Mitarbeiters zu erkennen. Sie haben zwei Anhaltspunkte: Gesichtsausdruck und Körpersprache. Beide geben erste Hinweise, die Sie in einem zweiten Schritt durch die richtige Fragestellung verifizieren müssen. Beobachten Sie die Reaktion Ihres Mitarbeiters bei der Übergabe einer konkreten Aufgabe und fragen Sie sich: Worauf deuten die Körpersprache, die Mimik, die Gestik und die Sprechweise hin? Signalisiert Ihr Mitarbeiter in dieser Situation emotionale Sicherheit, Unsicherheit oder Ablehnung? Welche Antwort erhalten Sie, wenn Sie Ihren Mitarbeiter fragen, wie die Aufgabe zu erledigen ist? Ist sie korrekt? Lässt sich die Aufgabe so sinnvoll angehen?

Merkmale für den situativen Reifegrad in Gestik, Mimik und Sprechweise

Für Unsicherheit oder Unwilligkeit sprechen folgende Merkmale:

  • Ihr Mitarbeiter blickt Ihnen nicht in die Augen oder hält Ihrem Blick nur sehr kurz stand.
  • Er spricht mit auffallend leiser Stimme.
  • Er kann seine Hände nicht stillhalten, spielt beispielsweise ständig mit einem Stift.
  • Er zeigt eine eher verschlossene Körperhaltung: z. B. verschränkte Arme oder überschlagene Beine.
  • Er zieht die Augenbrauen zusammen oder eine mimische Reaktion fehlt (versteinerte Mimik).
  • Ihr Mitarbeiter gibt Ihnen nicht oder nur sehr selten durch Nicken, Lächeln oder ein „Mhm“ zu verstehen, dass er Ihren Ausführungen folgt.

Umgekehrt sprechen folgende Merkmale tendenziell für Willigkeit:

  • Ihr Mitarbeiter zeigt eine Ihnen zugewandte und offene Körperhaltung. Er verschränkt seine Arme nicht, sein Oberkörper ist Ihnen zugewandt.
  • Er blickt Sie offen an und hält Ihrem Blick stand.
  • Er gibt Ihnen Rückmeldungen in Form von „Mhm“, „Ja“ oder Kopfnicken.
  • Ihr Mitarbeiter redet angemessen laut und ohne Stottern und Stocken.

Diese Hinweise sind jedoch mit Vorsicht zu werten: Wenn Sie zum Beispiel einen Mitarbeiter haben, der immer leise spricht, müssen Sie das in Ihre Einschätzung einbeziehen. Auch ein sprachliches Stocken kann leicht überinterpretiert werden. Achten Sie vor allem auf Abweichungen vom Verhaltensstandard des Mitarbeiters. Deuten Sie außerdem Körpersprache und Sprechweise immer als Ganzes. Ein Merkmal allein darf nie Grundlage Ihrer Diagnose sein. Besondere Vorsicht gilt bei Mitarbeitern aus anderen Kulturkreisen, in denen ggf. andere Normen herrschen. Einen Mitarbeiter aus Asien etwa, der weniger Blickkontakt hält, als Sie es gewohnt sind, dürfen Sie nicht ohne Weiteres als unsicher einstufen.