Die Aussage „Stärken stärken“ wird mittlerweile im Berufsleben häufig verwendet. Workshop-Kommentare wie der folgende zeigen, dass das Prinzip dennoch vielfach unverstanden bleibt: „Erst einmal muss ich die Schwächen von Herrn Müller abbauen, dann kann ich ihm helfen, seine Stärken zu entfalten.“
Wirksamkeit ist nur möglich, wenn Sie bereits vorhandene Stärken nutzen. Vorhandene Stärken erkennen Sie gut anhand einer Frage: Was fällt mir oder meinen Mitarbeitern leicht? Was leicht fällt, findet oft wenig Beachtung, gerade weil es so leicht fällt. Dieses „Leichte“ kann unterschiedliche Kompetenzen umfassen: Es reicht vom Umgang mit Zahlen über kommunikative Fähigkeiten im Kundenumgang und einen „kühlen Kopf in Stresssituationen“ bis hin zu der Fähigkeit, Gesamtzusammenhänge wie auf einer Landkarte rasch zu erkennen und so komplexe Situationen wirksam zu meistern. Durch die Konzentration auf vorhandene Stärken können sogar durchschnittlich qualifizierte Menschen Spitzenleistungen erbringen – und dabei Freude und Erfüllung empfinden.
Die vermeintliche Alternative „Schwächen beseitigen“ führt dagegen zur Verschwendung von Energie, im besten Fall zu Mittelmässigkeit und schlimmstenfalls zur kompletten Demotivation. Abgesehen von der Unwirksamkeit eines solchen Ansatzes ist er auch in ethischer Hinsicht bedenklich. Mitarbeiterschwächen müssen Sie, z. B. als Personalverantwortlicher, nur insofern kennen, als Sie dadurch vermeiden können, Menschen dort einzusetzen, wo sie nur wenig Leistung bringen. Um einen Beitrag zum Gesamtergebnis einer Organisation zu liefern, braucht es freilich eine möglichst hohe Schnittmenge zwischen dem, was eine Organisation an Arbeits- oder Wissensressourcen benötigt, und dem, was den dort arbeitenden Menschen leicht fällt. Ganz nebenbei erhöhen sich so die Leistungsfähigkeit Ihrer Organisation und die Selbstmotivation der dort arbeitenden Menschen.
Durchdenken Sie folgende Leitfragen und notieren Sie Ihre Ergebnisse schriftlich:
Erfassen Sie anschließend schriftlich Maßnahmen und Verhaltensweisen zur Umsetzung des Prinzips „Vorhandene Stärken nutzen“. Z. B.: „Ich gebe bis Jahresende meine Aufgabe der Finanzanalyse ab und konzentriere meine Kräfte im Bereich des Projektmanagements, weil ich dort exzellente Ergebnisse liefere.“
Wenn Sie diese Arbeitsschritte erfüllt haben und mit dem Ergebnis zufrieden sind, können Sie sich dem folgenden Prinzip zuwenden.