In diesem Schritt sorgen Sie dafür, dass die entwickelte und kommunizierte EVP nicht nur ein „Lippenbekenntnis“ bleibt. Das bedeutet, dass Sie jetzt die abgegebenen Arbeitgeberversprechen einlösen sollten, um auch tatsächlich als attraktiver Arbeitgeber zu gelten. Sie müssen Maßnahmen auswählen und umsetzen, in denen sich die inhaltlichen und emotionalen Elemente Ihrer Arbeitgebermarke wiederfinden. Um systematisch mögliche sinnvolle Maßnahmen auszuwählen, strukturieren Sie die Maßnahmen nach dem „Lebenszyklus“ eines Arbeitnehmers:
- Kontaktanbahnung und -aufnahme: Diese Gruppe von Instrumenten richtet sich insbesondere an potenzielle Mitarbeiter. Infrage kommen diverse Programme für Praktikanten, Schüler und Studenten sowie Kooperationen und Partnerschaften mit Schulen und Hochschulen (Vorträge, Sponsoring, Stipendien, Exkursionen etc.). Ist der erste Kontakt hergestellt, können Sie das Arbeitgeberversprechen durch eine entsprechende Gestaltung von Bewerbungsgesprächen, Telefoninterviews oder durch die Erstellung von Arbeitsproben einlösen. Pflegen Sie den Pool von externen und internen Bewerbern und halten Sie Kontakt zu ihnen.
- Auswahl von Mitarbeitern: Die Auswahl von internen Bewerbern können Sie durch eine systematische Nachfolgeplanung vorbereitend unterstützen. Gestalten Sie für die konkrete Auswahl die Diagnostik-Instrumente (Assessment-Center, Auswahlgespräche, Testverfahren etc.) so, dass sich Ihre Arbeitgeberversprechen und Ihre EVP wiederfinden.
- Integration von Mitarbeitern: An dieser Stelle müssen Sie zum ersten Mal wirklich „Farbe bekennen“, da der externe Bewerber spätestens hier den Arbeitsalltag und das Unternehmen als Arbeitgeber kennenlernt. Ein guter Start ins Arbeitsverhältnis ist die halbe Miete. Im Zuge der Integration von Mitarbeitern transportieren Sie Ihre EVP über strukturierte Integrations- und Mentoring-Programme.
- Bindung und Führung von Mitarbeitern: Mittel- und langfristig sollte sich die Attraktivität des Unternehmens in den Instrumenten zur Führung und zur Gestaltung des Arbeitsverhältnisses wiederfinden lassen. Berücksichtigen Sie bei der Gestaltung folgende Bereiche: Entgelt und Benefits, Führungsstrukturen (Mitarbeiter- und Zielvereinbarungsgespräche etc.), Entwicklungsprogramme sowie Bürogebäude und Arbeitsplätze. Darüberhinaus können Sie aus einer Vielzahl von konkreten Bindungsinstrumenten (betriebliche Altersvorsorge, flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung etc.) wählen, um Ihre Arbeitgeberversprechen einzulösen.
- Austritt von Mitarbeitern: Wenn die Zeichen auf „Trennung“ stehen, sollten sich im Verhalten des Arbeitgebers die Werte und Inhalte der EVP erkennen lassen. Hierzu stehen Ihnen Instrumente wie das Austrittsinterview zur Verfügung oder solche, die den ausscheidenden Mitarbeiter beim Finden eines neuen Jobs unterstützen. Bleiben Sie per E-Mail oder Newsletter mit den ausscheidenden Mitarbeitern in Kontakt, um sie weiter über die Geschehnisse im Unternehmen zu informieren und sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt zurückgewinnen zu können.
Das erwähnte exemplarische Arbeitgeberversprechen könnten Sie instrumentell beispielsweise so umsetzen, dass Sie Schülern und Studenten in den entsprechenden Programmen spannende Aufgaben zur selbstständigen Erledigung übertragen. Oder vollziehen Sie Ihren Auftritt als Gastdozent in Hochschulvorlesungen bewusst im „begeisternden“ Vortragsstil. Im Rahmen der Mitarbeiterintegration könnten Sie neuen Mitarbeitern einen Mentor zur Seite stellen, der sich in starker Weise mit dem Unternehmen identifiziert und von Beginn an die Vorzüge des Arbeitgebers „begeisternd“ vermittelt. Beim genannten Versprechen des Münsteraner Automobilzulieferers, ließen sich die Attribute „Beteiligung“ und „selbstständiges Arbeiten“ in einem delegativen und partizipativen Führungsstil Ihrer Führungskräfte aufbereiten. Ein Arbeitszeitmodell kann für die versprochene „Balance zwischen Arbeit und Freizeit“ sorgen. „Beteiligung“ könnte sich auch über die Ausgabe von Mitarbeiteraktien oder durch Bonuszahlungen zeigen. Oder thematisieren Sie in Mitarbeiter- und Feedback-Gesprächen bewusst, welche weiteren für Mitarbeiter attraktiven Aufgabenbereiche zur selbstständigen Bearbeitung in Frage kommen. Die Gestaltung von Foyer, Besprechungsräumen, Büros und Arbeitsplätzen mit hochwertigen, jedoch nicht pompösen, Möbeln und Einrichtungsgegenständen dürfte ebenfalls zu einem positiven Eindruck beitragen. Zudem ließen sich die werthaltigen Produkte des Automobilzulieferers dekorativ im Gebäude einsetzen. Und beim Austritt von Mitarbeitern könnte letztlich ehrlich und werthaltig vereinbart werden, in Kontakt zu bleiben und die Möglichkeit einer zukünftig erneuten Zusammenarbeit im Auge zu behalten.