2.3 Drittes Prinzip: Konzentration auf Weniges

So wie ein geübter Jongleur nur eine bestimmte Anzahl von Bällen in der Luft halten kann, müssen auch Sie sich entscheiden, welche Bälle Sie wie lange in der Luft halten wollen und können. Konzentration ist der Schlüssel zu Ergebnissen. In der Beschränkung auf Weniges, aber für sich persönlich Wichtiges, zeigt sich echte Professionalität. Sie erkennen, was wirklich wichtig ist, wenn es Ihren persönlichen Zielen oder der Strategie Ihrer Firma (Ihres Bereiches, Ihrer Abteilung) entspricht. Die Fähigkeit und Disziplin zur Konzentration ist gerade angesichts der permanenten Ablenkungsmöglichkeiten durch neue Medien eine Soziotechnik, die immer bedeutsamer wird. Wie oft haben Sie heute beispielsweise bereits auf Ihr Handy geschaut? Wie häufig haben Sie Ihre E-Mails geprüft? Wenn Sie diese Fragen nicht beantworten können, u. a. weil es unbewusst geschieht oder mehr als zehn Mal pro Tag erfolgt, dann weist das darauf hin, wie  es um Ihre Selbstdisziplin als notwendige Bedingung von Konzentration steht.

Wie viele Dinge oder Informationsbruchstücke kann ich gleichzeitig verarbeiten? Zwei Faustregeln dazu liefert die Kognitionspsychologie: Während der Kognitionspsychologe Georg Miller in den 1950er Jahren als oberes Limit der Aufmerksamkeit pro Zeiteinheit „Sieben (+ – zwei)“ Informationsbruchstücke nannte, gehen neuere Überlegungen davon aus, dass man lediglich vier Informationsbruchstücke pro Zeiteinheit [3] parallel verarbeiten kann. 

Durchdenken Sie folgende Leitfragen und notieren Sie Ihre Ergebnisse schriftlich, um eindeutige Ergebnisse zu erzielen:

  1. Mit wie vielen Aufgaben, Zielen, Projekten oder Themen beschäftigen Sie sich pro Zeiteinheit?
  2. Liefern Sie bei einer parallelen Bearbeitung dieser Aufgaben, Ziele, Projekte oder Themen tatsächlich die erwünschten Ergebnisse? Oder „jonglieren Sie mit zu vielen Bällen“, auf die Gefahr hin, alle fallen zu lassen? Hinterfragen Sie auch Ihre Wirksamkeit: Liefern Sie die für Sie wichtigen Ergebnisse in der erforderlichen Qualität? Haben Sie Ihre Arbeit im Griff? Oder beginnen Sie Vieles und führen Weniges zu Ende? Bei der Frage, was für Sie wirklich wichtig ist, hilft Ihnen ein Blick auf Ihre eigenen Ziele. 
  3. Was tue ich ab sofort nicht mehr oder später? Planen Sie etwa 60 Prozent Ihrer Zeit für Ihre wichtigsten Dinge ein (z. B. Ihre Ziele, Ihre Strategie), die anderen 40 Prozent füllen sich von alleine – mit dringlichen, weder planbaren noch vorhersehbaren Aufgaben. Überlegen Sie, welche Dinge Sie delegieren können. Dafür brauchen Sie keine Mitarbeiter – Sie können ggf. auch Dinge des alltäglichen Lebens wie Kochen, Reinigen und Bügeln delegieren, um mehr zeitlichen Raum zu schaffen für Ihre wichtigsten Dinge. Hier gilt die Faustregel: Delegieren Sie alles, was Sie delegieren können.

Leiten Sie aus Ihren Antworten anschließend Maßnahmen und Verhaltensweisen ab, die für Sie das Prinzip „Konzentration auf Weniges“ einlösen und erfassen Sie diese Maßnahmen in präziser aber knapper Form – z. B.: 

  • „Ich definiere ab sofort mit meinem Chef die wichtigsten Projekte und die Qualität der Ergebnisse auf einer Zeitleiste, damit ich die entsprechenden Ergebnisse liefern kann.“
  • „Ab kommenden Wochenbeginn delegiere ich die Reinigung meiner Wohnung und das Bügeln, um mehr Zeit für die mir wichtigen Dinge zu haben.“ 
  • „Ich lerne ‚Nein’ zu sagen, wenn vor dem Beginn eines Projektes absehbar ist, dass ich – aufgrund anderer Verpflichtungen – meinen Wirkungsgrad nicht garantieren kann.“ 

Wenn Sie diese Arbeitsschritte erfüllt haben und sich mit dem Ergebnis wohlfühlen, können Sie sich dem folgenden Prinzip zuwenden.


[3] Vgl. D. Goleman, Focus: The hidden driver of excellence 2013.