2.2 Vertrauen erhalten

Ist das Vertrauen erst einmal gewachsen, dann folgt der zweite Schritt, der mindestens ebenso wichtig ist wie der erste: Pflegen Sie dieses kostbare Gut! In einer unbelasteten Konstellation ein Anfangsvertrauen zu gewinnen ist viel leichter, als ein einmal zerstörtes Vertrauen wieder neu aufzubauen. 

  • Vermeiden Sie Tratsch. Hören Sie sich nicht an, was Mitarbeiter übereinander reden. Und alles, was Ihnen im Vertrauen gesagt wurde, sollten Sie unbedingt für sich behalten! 
  • Seien Sie offen für Kritik. Kritik, Ihnen gegenüber direkt formuliert, kann durchaus ein Zeichen dafür sein, dass jemand Vertrauen zu Ihnen gefasst hat. Eine abweisende Reaktion könnte dieses Vertrauen zerschlagen. Selbst, wenn Sie aus sachlichen Gründen nicht zustimmen können, ist Anerkennung gefragt: „Ich bin froh, dass Sie diesen berechtigten Einwand aussprechen. Ich habe darüber auch schon nachgedacht. Letztlich habe ich mich allerdings aus folgenden Gründen bewusst für diesen Weg entschieden: …“
  • Stehen Sie zu Ihrer Gesamtverantwortung. Wenn ein Fehler aufgetreten ist, darf es zunächst keine Rolle spielen, wer diesen verursacht hat. Die Gesamtverantwortung liegt immer bei der Leitung. Deswegen gilt im Schadensfall zunächst: Stellen Sie sich schützend vor Ihr Team und machen Sie sich die Kritik seitens Dritter nicht ungeprüft zu eigen: „Dazu werde ich mit meinem Team Rücksprache halten.“ 
  • Besprechen Sie Fehler unter vier Augen. Selbstverständlich sind Fehler anzusprechen. Niemand lässt sich jedoch gern demontieren – und Scham ist keine gute Basis für erfolgreiches Arbeiten. Der Verlauf des Gespräches über individuelle Fehler sollte deshalb konstruktiv sein und nicht mit einem Vorwurf beginnen. Erfragen Sie zur Sache zunächst die Einschätzung des jeweiligen Mitarbeiters. 
  • Nehmen Sie Vorschläge ernst. Selbst dann, wenn diese Ihnen zunächst absurd erscheinen. Wer eine Idee äußert, verdient für diese Initiative Anerkennung, auch wenn sie vielleicht zunächst nicht umsetzbar ist: „Das ist eine gute Idee. Schön, dass Sie sich Gedanken zu unserem Projekt gemacht haben. Wir sollten diesen Vorschlag prüfen. Ich komme dann auf Sie zurück.“ Halten Sie Ihr Wort und geben Sie bei Gelegenheit ein Feedback: „Das war eine schöne Idee, aber leider ist sie momentan nicht umsetzbar.“ Erst recht sollte es natürlich ein positives Feedback geben, wenn ein Vorschlag realisiert wird: „Das war eine tolle Idee, die wir jetzt umsetzen werden – und es ist mir durchaus bewusst, wem wir sie zu verdanken haben.“
  • Beantworten Sie Fragen. Wer fragt, zeigt eine Wissenslücke – und offenbart damit meist eine gewisse Schwäche. Darin liegt aber zugleich auch ein Vertrauensbeweis, der unbedingt eine positive Reaktion erfordert. Beantworten Sie die Frage freundlich und rückversichern Sie sich: „Konnte ich Ihr Anliegen damit beantworten, oder gibt es noch offene Punkte? Ich bin froh, dass Sie Ihre Frage vorab gestellt haben, sonst hätten sich vielleicht im Prozess Missverständnisse ergeben.“
  • Verzichten Sie auf übermäßige Kontrolle, denn sie stellt das Vertrauensverhältnis in Frage. Hilfreicher ist es, wenn Sie Ihren Mitarbeitern klar kommunizieren, welche Erwartungen Sie ihnen gegenüber haben, und ihnen ggf. einen Zeitplan oder ähnliche Mechanismen zur Selbstkontrolle an die Hand geben: „Ich möchte Sie bitten, dass Projekt XY bis … zu erledigen. Das bedeutet, dass Ende der folgenden Woche die erste Phase abgeschlossen werden muss, eine weitere Woche später dann die zweite Phase. Orientieren Sie sich bitte daran und lassen Sie es mich umgehend wissen, sollte dieser Plan nicht eingehalten werden können.“
  • Bringen Sie dem Insiderwissen Ihrer Mitarbeiter Wertschätzung entgegen. Mitunter ist es notwendig, auf das Know-how externer Berater zurückzugreifen. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, auch in Mitarbeiterkreisen Ideen abzufragen. So zeigen Sie Ihrem Team deutliche Wertschätzung und stärken damit eine vertrauensvolle Basis, von der das Unternehmen nur profitieren kann.

Ob Mitarbeiter Ihnen vertrauen, merken Sie zum Beispiel daran, ob diese Ihnen im Gespräch ruhig, offen und unverkrampft begegnen oder auch einmal selbst das Gespräch suchen. Wenn Mitarbeiter hier und da etwas Persönliches erzählen, steckt darin ein großer Vertrauensbeweis. Jetzt ist in besonderem Maße Ihre Aufmerksamkeit gefragt! Je mehr Sie die Persönlichkeit Ihrer Mitarbeiter und deren Interessen einschätzen können, desto leichter finden Sie für Ihre Mitarbeiter individuell passende Motivationsanreize.