Ob im Internet oder auf Papier: Sogar Zeitungs-Fans lesen nur selten alle Artikel. Meist konzentrieren wir uns auf die Themen, die uns interessieren, die uns amüsieren, die unsere Neugierde erregen. Schon anhand der jeweiligen Schlagzeile und der ersten Sätzen entscheiden wir uns, weiterzulesen oder zum nächsten Artikel zu wechseln.
Und entsprechend drastisch werben manche Artikel um Aufmerksamkeit – ein Beispiel: „Das ist das Zeug, aus dem Sturmfluten sind!” Vor einem massiven Wintereinbruch und einer schweren Sturmflut warnt der Meteorologe Meeno Schrader im FAZ.NET- Interview. Mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde soll Orkan Xaver am Donnerstag über Deutschland fegen. „Wer jetzt nicht weiterliest, interessiert sich nicht für das Wetter oder bezweifelt grundsätzlich, dass Meteorologen etwas zum Thema zu sagen haben.“
Auch Sie als Verfasser eines Wortbeitrages sollten sich fragen: Was ist meine wichtigste Aussage? Was sollen sich die Zuhörenden auf jeden Fall merken? Beschränken Sie sich auf das Wesentliche, unterstützen Sie dadurch die Konzentration und das Verständnis Ihrer Zuhörer. Sagen Sie das, was wichtig ist und was Ihre Zuhörer interessiert. Dass Sie über den besprochenen Sachverhalt weit mehr wissen, dürfte klar sein. Aber nur Wichtigtuer versuchen alles zu sagen, was sie wissen. Sie machen es Ihren Zuhörern leichter, wenn Sie eine klare Kernaussage formulieren.
Wer viel zu sagen hat, macht keine langen Worte! Die Kernaussage reduziert den Inhalt auf das Wesentliche. Eine gute Kernaussage erfüllt vier wesentliche Anforderungen:
kurz – vier bis fünf Sätze
prägnant – greifen Sie einen Aspekt heraus
‚positiv’ – Vermitteln Sie, was Sie wollen
emotional – heben Sie für Ihre Zuhörer einen besonders packenden Aspekt hervor
Negatives lässt sich oft und besser positiv formulieren. „Verstehen Sie mich nicht falsch” lenkt die Wahrnehmung der Zuhörer auf ein mögliches Missverständnis. Dagegen weist das inhaltsgleiche „verstehen Sie mich richtig” ohne Umweg in die positive Richtung. „Wir wollen vermeiden” klingt defensiver als die Worte „Wir wollen erreichen”. ‚Bitte auf den Wegen bleiben!’ klingt besser als ‚Rasen betreten verboten!’ – und die freundliche Aufforderung wird auch eher befolgt.
Auf die Frage, wie er aus einem unförmigen Marmorblock eine so schöne Skulptur gestalte, antwortete der Bildhauer: „Ganz einfach, ich schlage alles weg, was nicht nach Löwe aussieht.” (Es gibt Stimmen, die dieses Zitat Michelangelo zugeschreiben).
Machen Sie es mit Ihrer Kernaussage genauso: Schreiben Sie Ihre Gedanken zum Thema auf und reduzieren Sie immer weiter – bis der zentrale Aspekt des Themas in wenigen Sätzen formuliert ist. Behalten Sie nur das Unverzichtbare!
Beispielsweise könnte die Kernaussage zu dieser Methode lauten: „Formulieren Sie eine Kernaussage. Weniger ist mehr! Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche! Sprechen Sie an, was für Ihre Zuhörer wichtig ist!”
Verfassen Sie also Ihre Kernaussage und berücksichtigen Sie die oben genannten Kriterien. Hinterfragen Sie Ihre Kernaussage kritisch und verbessern Sie sie, wenn dies sinnvoll ist. Mit einer guten Kernaussage haben Sie nun das Fundament gelegt, um gut verstanden zu werden. Auch Medien lieben Kernaussagen – vier oder fünf Sätze sind der klassische ‚Soundbite’, der im Radio und Fernsehen so gut ‚rüberkommt’ und auch in den meisten Interviews bestehen die gedruckten oder gesendeten Antworten meist aus vier bis fünf Sätzen.