2.2.a Aufbau des „Inneren Teams“ festlegen

Das sogenannte „Innere Team“ ist ein vom Hamburger Psychologen Friedemann Schulz von Thun entwickeltes Modell, das die Vielfalt Ihrer inneren Stimmen als Team auffasst. Sie persönlich sind das Oberhaupt dieses Teams und dafür verantwortlich, nachdem Sie sich zunächst die Einlassungen jedes einzelnen Mitgliedes angehört und aufgenommen haben, zu schlichten oder zu entscheiden.
Jedes Teammitglied wird dabei als Instanz angesehen, dessen Aufgabe es ist, sich um Sie zu sorgen, Sie zu warnen, Ihnen Hinweise zu geben oder Sie anzutreiben. 

Beispiel:
Wenn Sie sich z. B. zu verstärkten Fitnessanstrengungen entschlossen haben, ist „Mr. Topfit“ in Ihnen sicher Feuer und Flamme dafür, muss sich aber ständig mit „Dr. Chill“ auseinandersetzen, der Ihnen lieber mehr Ruhe und Ausgleich gönnen würde.
Ihre Aufgabe als Oberhaupt ist nun die Würdigung beider Mitglieder und die Festlegung einer tragfähigen Übereinkunft – etwa durch zeitliche Begrenzungen beider Aktivitäten.

Abhängig von Ihrer Rolle und dem situativen Kontext (z. B. Tochter oder Sohn) Ihrer Position (Vorgesetzter oder Mitarbeiter) oder Ihrem Umfeld (Verein oder Nachbarschaft) wechseln auch immer die Besetzungen des Teams. Sie können sich vorstellen, dass z.B. das Teammitglied „Dr. Chill“ als „Überlastungswächter“ sich nur dann zu Wort meldet, wenn es um sportliche oder berufliche bzw. körperliche Belastungen geht, die vor Ihnen stehen. Gleichzeitig ist „Dr. Chill“ aber ein stets wachsames Teammitglied.

Deshalb sind alle Teammitglieder für Sie wichtig und werden als Konvention auch nur mit positiven Begriffen belegt.
Besagter „Dr. Chill“ schützt Ihre wertvolle Gesundheit – und ist deshalb nicht der „Trainingsverhinderer“, „Spielverderber“ oder gar der „Jammerlappen“. 
Damit sichern die verschiedenen Teams – in der jeweiligen Situation aufgerufen und bearbeitet – die Stabilität Ihrer Persönlichkeit und bewirken insbesondere, dass Sie nach der auf diese Weise erfolgten „inneren Klärung“ authentisch kommunizieren können.

In der Verhandlungstechnik kann man das Modell wirkungsvoll bei der „Mannschaftsaufstellung“ nutzen:
Mit welchen Teammitgliedern gehen Sie die Verhandlung hinein?

Stellen Sie sich vor, Sie gingen allein in eine Verhandlung – dann wäre ein Team ideal, das – mit Blick auf Ihre Rolle als „Verhandlungsführer“ möglichst alle Facetten abdeckt: 

  • Der Hilfsbereite – will immerzu helfen und unterstützen, ist ohne Argwohn
  • Der Vorsichtige – wartet auch mal ab, ist auch mal misstrauisch
  • Der Kreative – sucht Lösungen und Optionen
  • Der Macher – rennt schon mal los und vergisst den Rest der Welt
  • Der Organisator – geht schrittweise ans Werk, ist geduldig
  • Der Leitwolf – manchmal ungeduldig, führt gerne in der Verhandlung
  • Der Detailspezialist – weiß ziemlich viel zur Sache / zum Problem
  • Der Rechtsberater – kennt die juristischen Klippen
  • Der Umsetzer – trägt für die Implementierung Sorge
  • Der Kassenwart – sorgt sich um das ökonomische Gleichgewicht
  • Der Berater – ermöglicht Perspektivwechsel / nennt Konsequenzen, analysiert Situationen
  • Der Argumentierer – hofft auf die Kraft der Wörter
  • Der Empathische – nimmt die Stimmungen/ Gefühle wahr