2.1 Führungsstile reflektieren

Betrachten Sie die folgenden vier Führungsstile, die durch verschiedene konkrete Aktivitäten charakterisiert sind: Strukturieren bzw. Dirigieren, Argumentieren bzw. Trainieren, Partizipieren bzw. Coachen und Delegieren bzw. Übergeben. Fragen Sie sich dabei, wie klar Sie den jeweiligen Stil in der Praxis leben oder ob Sie dazu tendieren, die Stile zu mischen. Überlegen Sie auch, ob Sie einen Lieblingsführungsstil bei sich feststellen. Notieren Sie die Ergebnisse Ihrer Überlegungen.

Führungsstil 1: Strukturieren bzw. Dirigieren – stark aufgaben- und wenig mitarbeiterbezogen

Sie sagen dem Mitarbeiter, was er wann, wie, wo, in welchem Umfang und mit wem zu tun hat, und überprüfen, ob Ihre Hinweise verstanden wurden. Sie achten dabei auf eine sachliche und konstruktive Darlegung und vermitteln Informationen zur erfolgreichen Aufgabenerfüllung. Ihr Mitarbeiter weiß genau, was er zu tun hat.

Das bedeutet, Sie praktizieren in diesem Führungsstil eher eine Einbahnstraßen-Kommunikation. Sie diskutieren oder erklären nicht und führen keinen Dialog über den Sinn der Aufgabe bzw. der Vorgehensweise. Sie leiten an, strukturieren die einzelnen Arbeitsschritte und legen den nächsten Kontrollpunkt fest. Sie fragen nach, ob Ihr Mitarbeiter Sie verstanden hat, und geben Gelegenheit zur Klärung von Verständnisfragen.

Führungsstil 2: Argumentieren bzw. Trainieren – stark aufgaben- und stark mitarbeiterbezogen

Sie verhalten sich unterstützend und ergänzen Ihre Hinweise um Erklärungen und Begründungen der Vorgehensweise. Sie bemühen sich um das Verständnis Ihres Mitarbeiters. Sie nehmen sich Zeit für Beispiele oder gemeinsame bzw. begleitende Aktivitäten. Dieses Führungsverhalten erfordert Zeit und Geduld.

Bei diesem Führungsstil gehen Sie mehr auf Ihren Mitarbeiter ein. Das bedeutet, dass Sie die Aufgabe zwar nach wie vor klar definieren und strukturieren, dem Mitarbeiter jedoch erklären, was die Gründe für diese Vorgehensweise sind, und ihm Raum für Rückfragen geben. Es geht darum, das Verständnis für die Aufgabe zu fördern und den Mitarbeiter dadurch zu entwickeln. Dementsprechend steht hier eine dialogische Kommunikation im Mittelpunkt. Ihr Mitarbeiter verlässt motiviert und mit einem guten Gefühl das Gespräch, da er sich einbringen konnte, und wird engagiert an der Erledigung der Aufgabe arbeiten.

Führungsstil 3: Partizipieren bzw. Coachen – wenig aufgaben- und stark mitarbeiterbezogen

Sie fragen den Mitarbeiter nach seinen Ideen zur Lösung bzw. zur Vorgehensweise. Sie ermutigen ihn zu selbstständigen Aktivitäten und appellieren an seine Unterstützung. Sie übertragen ihm Teilaufgaben sowie Kompetenzen und ermutigen ihn. Dieser Führungsstil ist durch eine offene Kommunikation gekennzeichnet. Sie geben Ihrem Mitarbeiter durch offene Fragen und unterstützendes Verhalten ein gutes Gefühl und stärken so sein Selbstvertrauen.

Sie greifen die Fragen, Bedenken und Unsicherheiten des Mitarbeiters auf. Hier ist Ihre Fähigkeit gefragt, zuzuhören und beim Mitarbeiter nachzufragen, was er denn für die bestmögliche Vorgehensweise hält. Es geht darum, positives Feedback zu geben, zu bestärken und beratend zu unterstützen. Man kann diesen Führungsstil auch als Pflegedienst am Mitarbeiter charakterisieren. Sie signalisieren Vertrauen und verhelfen dem Mitarbeiter zu mehr Sicherheit und Zuversicht. Sie zeigen viel Beziehungs- und wenig Aufgabenverhalten und helfen ihm dadurch, die Aufgabenstellung eigenverantwortlich zu lösen – leisten also Hilfe zur Selbsthilfe.

Führungsstil 4: Delegieren bzw. Übergeben – wenig aufgaben- und wenig mitarbeiterbezogen

Formulieren Sie das Ziel, übertragen Sie die notwendigen Vollmachten und Kompetenzen und interessieren Sie sich für das Ergebnis. Schenken Sie Ihrem Mitarbeiter Vertrauen, indem Sie delegieren. Sie bieten ihm damit ein hohes Maß an Selbstständigkeit und viele Freiräume. Delegieren verspricht keine Garantie auf Fehlerlosigkeit! Es ist wichtig, dass die Aufgaben und Ziele klar sind und grundsätzliche Einigkeit über das Vorgehen besteht.

Bei diesem Führungsstil lassen Sie den Mitarbeiter im besten Sinne des Wortes laufen und übergeben ihm einen Großteil der Verantwortung. Ihr eigener Zeitaufwand ist bei dieser Form des Führens optimiert. Sie führen auf Augenhöhe, in partnerschaftlicher Art und Weise, übergeben, beauftragen und bieten die Chance für gelegentliche Rückfragen, halten sich aber im Hintergrund. Dieser Führungsstil verlangt Vertrauen in den Mitarbeiter und setzt eine gute Basis der Zusammenarbeit sowie Verständnis zwischen Ihnen und Ihrem Mitarbeiter voraus.

Sie haben diese Aktivität erfolgreich absolviert, wenn Sie Ihre Führungspraxis ausgiebig reflektiert haben. Sie wissen nun, ob Sie die verschiedenen Führungsstile mischen oder klar praktizieren und ob Sie einen bestimmten Führungsstil favorisieren.