Stereotypen und Klischees beeinflussen unsere Wahrnehmung stärker als es vielen Menschen bewusst ist. Dieses Schubladendenken hat grundsätzlich auch Sinn: Es erleichtert die Orientierung und ermöglicht es, schnell Entscheidungen zu treffen. Ohne Schubladen im Kopf wären wir heillos überfordert. Auch Vorurteile haben einen Nutzen: Sie werten die eigene Gruppe auf, Personen außerhalb der Gruppe dagegen ab. Auch das schützt das Gehirn vor Überforderung. Auf diplomatisches Handeln wirken sich solche Mechanismen allerdings negativ aus. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich mit Ihren Klischees und Vorurteilen auseinandersetzen. Testen Sie sich selbst, indem Sie sich einmal während eines Gesprächs beobachten. Es sollte eine Gesprächssituation sein, in der die Teilnehmer zu einem Thema Position beziehen. Schreiben Sie auf, was Sie an Stereotypen von sich geben, z. B. „Frauen können nicht einparken“, „Hunde machen nur Dreck“, „Die Allgemeinbildung ist heute viel schlechter als früher“. Am Abend sehen Sie sich Ihre Notizen an und analysieren sie. Welche Standpunkte vertreten Sie wirklich – und können entsprechend argumentieren? Und was sind lediglich nachgeplapperte Wirtshausparolen?
Natürlich können Sie sich Vorurteile und Klischees nicht von heute auf morgen abgewöhnen. Aber wer sich seine Gewohnheiten und Denkmuster bewusst macht, kann sie durchbrechen und die eigenen Handlungsspielräume erweitern. Ein weiterer Effekt: Die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen und Klischees schafft die Grundlage für mehr Toleranz und Offenheit. Sie hilft Ihnen, offener für neue Erfahrungen und unkonventionelle Wege zu werden. Zudem eröffnet Ihnen die Selbstreflexion die Möglichkeit, anderen Menschen mit mehr Wertschätzung und Respekt entgegenzutreten.