Empfinden die Beteiligten die Situationen und Umstände so wie dargestellt? Dann könnte dort etwas schwelen, was bald brandheiß auflodert. Prüfen Sie, ob erste Anzeichen für Konflikte vorliegen. Signale finden sich oftmals in verbalen Äußerungen. Was wird gesagt? Hören Sie offenen Widerspruch, übermäßige Kritik, gegenseitige Vorwürfe, abfällige Bemerkungen, Gerüchte und Gerede hinter dem Rücken? Wie wird es gesagt? Vernehmen Sie einen spitzen oder gereizten Unterton, auffällig hohe oder niedrige Lautstärke oder plötzliches Schweigen von Grüppchen, wenn andere hinzutreten? Diese Anzeichen deuten auf einen Konflikt hin.
Auch die Körpersprache der potenziellen Konfliktbeteiligten gibt Ihnen Hinweise: die Mimik, z. B. durch angehobene Augenbrauen, Stirnrunzeln oder Ausdruckslosigkeit (‚Pokerface‘) und die Gestik, z. B. durch Abwehrhaltungen (beispielsweise verschränkte Arme), Drohgebärden oder (angedeutete) Tätlichkeiten, Abwenden des Körpers oder hektische Bewegungen der Füße. Erkennen Sie in der Gestik versteckte Signale auf die drei Reaktionsweisen der Menschen auf Konflikte: Flucht, Deckung, Angriff?
Diese drei Reaktionsweisen können sich auch in Verhaltensweisen zeigen. Wenn Konfliktbeteiligte auf Angriff schalten, erkennen Sie heftige oder häufige Widerstände, verdeckte Sabotageakte wie das Vernichten erforderlicher Unterlagen, offene Streiks oder Arbeitsverweigerung. Flucht zeigt sich häufig in Krankmeldungen, Suchtmittelgebrauch, Nichtteilnahme an Besprechungen, Versetzungsanträge oder anderen Formen von Weggängen.
Deckung ist die häufigste Reaktionsform und besonders schwer zu erkennen. Achten Sie auf Überfreundlichkeit, vorauseilenden Gehorsam oder Übergehorsam, genaue Kenntnis der eigenen Rechte und der Pflichten anderer, Passivität bei Diskussionen oder Verrichten von Dienst nach Vorschrift. Häufige Forderung nach schriftlicher Festlegung von Verfahrensweisen, zunehmend schriftliche Kommunikation und das Archivieren von Schriftstücken über den für die Arbeit benötigten Zeitraum hinaus sind ebenfalls Konfliktsymptome: Mitarbeiter beschaffen sich dadurch Munition für eine erfolgreiche Selbstverteidigung, falls sie und ihre Handlungen von anderen angegriffen werden.
Viele Führungskräfte ärgern sich im Nachhinein darüber, dass sie Konfliktsymptome nicht erkannt oder nicht ernst genug genommen haben. Sehen Sie lieber einmal zu viel genau hin als einmal zu wenig.