Wie reagieren Sie auf Angriffe, wie die weiter oben beschriebenen? Was tun Sie bei häufigen Unterbrechungen oder Zwischenrufen? Reagieren sollten Sie unbedingt! Denn: Unrat schwimmt selten vorbei, ohne Schaden anzurichten. Überhaupt keine Reaktion zu zeigen wird als Zustimmung bzw. Unterwerfung gewertet.
Hinterfragen Sie Behauptungen. Stellen Sie richtig, was falsch dargestellt wurde. Intervenieren Sie und bleiben Sie konsequent beim Thema. Lassen Sie sich angebliche Zitate belegen, Publikationen mit Quelle benennen oder gleich zur Verfügung stellen.
„Das wird bei uns schon immer so gemacht!”, „Wir klären Probleme immer sofort im Gespräch!” Normen oder Regeln werden gerne genutzt, um gewünschtes oder eben unerwünschtes Verhalten zu definieren. Sprechen Sie entsprechende Regeln gezielt an. Fragen Sie beispielsweise, warum dies oder jenes so sein muss. Eine mögliche Gegenattacke: „Hilft uns das, erfolgreich zu sein?”
Beliebte Techniken sind die scheinbare Plausibilität („Jeder weiß doch …”), Argumentationen mit Moral („Wir stehen für Nachhaltigkeit!”), scheinbare Kausalität oder vermeintliche logische Zirkelschlüsse („Impfen nützt nichts. Ich bin auch nicht geimpft und habe keine Grippe bekommen!”). Hinterfragen Sie die Aussage, bitten Sie um Belege oder Begründungen.
Kritische Fragen sind ein beliebtes Mittel, um Sie in die Enge zu treiben. Wer sich bei solchen Fragen brav darauf einlässt, sie so zu beantworten, wie sie gestellt werden, gerät schnell in Schwierigkeiten. Mit negativen Fragen kann man anders und vor allem geschickter umgehen.
Welche kritischen Fragen wurden Ihnen in der Vergangenheit gestellt – beruflich oder auch privat?
Erarbeiten Sie mit Hilfe der folgenden Hinweise geeignete Antworten. Beachten Sie zunächst diese Grundregeln:
- Regel eins: Ruhe bewahren! Wer sich aufregt, zeigt nur,dass er getroffen wurde. Und reagiert selbst womöglich zu emotional.
- Regel zwei: Antworten, die mit dem Namen des Angesprochenen eingeleitet werden, sichern Ihnen erhöhte Aufmerksamkeit – beim Fragesteller und bei anderen Zuhörern.
- Regel drei: Keine Floskeln in der Art „Danke für Ihre Frage!”, „Gut, dass Sie den Punkt ansprechen.” Solche, in anderen Zusammenhängen positiv gemeinten Floskeln machen nur deutlich, dass Sie in Wirklichkeit sprachlos sind.
- Regel vier: keine in der Frage verwendeten „Kampfbegriffe“ aufgreifen! Die Wortwahl in der Antwort bestimmt schließlich das (richtige oder falsche) Verständnis des jeweiligen Sachverhalts. Weiter oben wurde bereits die Frage an Gerhard Cromme aus dem Spiegel-Interview zitiert: „Zunächst gab es einen gehörigen Aufschrei über Ihr dreistes Vorgehen.“ Cromme antwortete: „Das war nicht dreist.“ Selbst wenn der Interviewte das Reizwort ‚dreist’ negiert hat, so bekam das Wörtchen doch seine besondere Bedeutung. Er hatte es schließlich selber gesagt! Dieser Satz wurde zur Überschrift des Artikels und prägte damit die Interview-Wahrnehmung der Leserschaft.
Eine „intensive und konstruktive Diskussion“ klingt besser als eine „Auseinandersetzung“ und „sich von einem Mitarbeiter zu trennen“ besser als eine „Entlassung“.
- Regel fünf: keine Nachfragen, die auf das Zentrum der Kritik fokussieren – der Andere kann sonst direkt „nachlegen“: „Was meinen Sie mit ‘Scheitern’?” – „Nun ja, die Schlappe, die Sie beim letzten Mal erlebt haben. Das Projekt war mehrere Wochen zu spät fertig.”
Zudem wissen wir aus der psychologischen Forschung, dass wiederholte Botschaften für den Zuhörer einen höheren Wahrheitsgehalt bekommen – und genau das kann nicht Ihr Ziel sein. Also bitte keine entsprechenden Wiederholungen aus Ihrem Munde!
- Regel sechs: Antworten Sie kurz, prägnant, positiv! Klare Kernaussagen demonstrieren Sicherheit und überzeugen!